LOKI – Nur ein Trickstergott?

Kein gewöhnlicher Mensch hat sowohl mit Loki als auch mit dem Satan selbst an einem Tisch gesessen, sich mit ihnen unterhalten und seine persönliche Meinung über diese Wesenheiten gebildet. Kein gewöhnlicher Mensch hat sowohl Loki als auch den Satan in Aktion beobachtet, um mehr über die wahre Natur und die tatsächlichen Absichten dieser Wesen zu erfahren.

Warum pflegen wir dann die festen Überzeugungen, die angeblich unsere eigenen sind, in Bezug auf diese „dunklen“ Kreaturen?… Weil wir Menschen aufgehört haben, uns die eigenen Erfahrungen bewusst zu machen und daraus richtig zu lernen… Weil wir dafür zu bequem, zu schwach, zu passiv, zu ängstlich sind… Wir halten uns für so dumm, ungebildet und minimal, dass die von anderen Individuen überlieferten Geschichten, die zweifelsohne von den subjektiven Empfindungen und Vorstellungen der Autoren stark gewürzt sind, uns dazu bewegen, unsere innere Lebensphilosophie wie Lebensziele gänzlich nach deren Inhalten zu richten. Ob es dabei um überlieferte Legenden, Märchen, Myphen, Bibelgeschichten, historische Literatur und Filme oder heutzutage so populäre Channelings geht, wir machen uns von subjektiven Meinungen und Erfahrungen der uns Fremden abhängig und halten diese wie selbstverständlich für unsere eigene Lebensphilosophie.

…Auch wenn ein gewöhnlicher Mensch mit dem Satan persönlich interagiert und seine eigenen Erfahrungen mit dem Teufel macht, besitzt er kein Recht, dieses Wesen zu verurteilen. Er hat ein Recht, sich zu schützen, er hat ein Recht, sein NEIN zu geben, und bei der Verletzung seines freien Willens wie seiner energetischen Grenzen hat er sehr wohl ein Recht, gegen dieses Wesen zu kämpfen. Aber wenn der Mensch anfängt, den anderen zu verurteilen und seine eigene Interpretation der persönlichen Erfahrungen als allgemeingültig zu verbreiten, verurteilt er damit sich selbst und seine eigene Wesenheit…

Die Götter, wie wir diese aus den Myphen unterschiedlicher Kulturen kennen, sind in der Wahrheit die Magier-Menschen mit dem höheren Schöpferbewusstsein und den Fähigkeiten, mit natürlichen Kraftelementen vielseitig zu interagieren. Von daher sind sie ja so menschlich, haben durchaus menschliche äußerliche wie innerliche Züge und benehmen sich dementsprechend so. Durch ihre übermenschlichen, magischen Fähigkeiten haben sie die höchste Gesellschaftsstufe erreicht und werden von den gewöhnlichen Menschen als „Höhere Wesen“ oder Götter bezeichnet. 

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In der nordischen Myphologie gehört der Trickstergott Loki neben Odin und Thor zu den wichtigsten Götter-Figuren. Während der germanische „Allvater“ Odin der mächtigste Gott ist, dessen Status in Asgard der höchsten Position von Jupiter/Zeus auf dem griechischen/römischen Olymp gleicht, und der Donner-Gott Thor der Inbegriff des mutigen, starken, heldenhaften Kämpfers wäre und in einigen skandinavischen Traditionen als ein stärkerer Kriegsgott als Odin gilt, ist Loki „nur“ ein zwielichtiger Gauner, ein Trickster, ein Gott-Antagonist. Für das Bewusstsein, dass seine Wurzel in dem Konstrukt der Dualität und der Trennung findet, wäre jemand wie Loki zwangsläufig ein „böses“ Wesen, das keinesfalls als Gott bezeichnet werden darf. Er wäre ein Feind, den man unbedingt zu besiegen hat, wie das Licht die Dunkelheit unbedingt zu vertreiben hat.

Wenn es so ist, warum spielt Loki in der germanischen Tradition in der gleichen Liga wie Odin, Thor und andere wichtige Götter wie Göttinnen in Asgard?… Es liegt daran, dass Loki als Gott ursprünglich gar nicht als ein böser Feind von „korrekten“ Göttern wahrgenommen worden ist und für den Verstand eines Trägers des Bewusstseins, das außerhalb des Dualitätssystems leuchtet, ist er kein Feind. Loki ist ein Bruder, ein Gegenspieler, ein Freund, ein Provokateur, ein Inquisitor… Aber er ist niemals ein Feind!

Es existieren keine Wörter, mit denen man Lokis Figur objektiv und aufrichtig zugleich beschreiben könnte. Denn die moderne menschliche Sprache, egal durch welche Ethnie diese beeinflusst wurde, hat eine automatische, schwer zu trennende Verbindung zu dem Dualitätsmechanismus der Wirklichkeit. In jeder sprachlichen Äußerung werden unwillkürlich die Farben zweier Gegenpole fühl- und sichtbar, und die Elemente von ALLEM WAS IST werden in „gut“ und „böse“, „hell“ und „dunkel“ etc. einsortiert. So ist für eine auf dem Dualitätsbewusstsein basierte Wahrnehmung die Vorstellung unmöglich, dass ein Trickstergott nicht immer trickst und auch fähig ist, aufrichtig zu handeln… Dass ein Gott des Feuers sich auch im Wasser oder in der Luft wohl fühlen kann… Dass ein Gott des Chaos auch fähig ist, die systemische Ordnung zu vertreten und im Notfall diese zu verteidigen… Ja, Loki ist nämlich nicht nur der berühmte Trickstergott, sondern auch der Gott des Feuerelementes und des Chaos. Aber bedeutet das zwangsläufig, dass er nur DAS sein kann?…

Lokis Leben ist eine Geschichte, die allen Gesetzlichkeiten des universalen Dualitätssystems widerspricht.  Loki ist ein Mann und eine Frau zugleich… Loki erzeugt Chaos, kann sich aber sehr wohl  für die Ordnung und den Frieden einsetzen…  Loki ist der Gott des Feuers, kann sich aber in einen Lachs verwandeln, um durch die Gewässer zu schwimmen, oder in einen Adler, um durch die Lüfte zu schwingen…

Was macht Loki tatsächlich so wichtig in Asgard?… Nach dem allgemeingültigen universalen Gesetz darf es keine Leere in einem energetischen Raum geben. Wenn irgendein Element aus dem Raum verschwindet, wird der freie Platz direkt und zwangsläufig mit einem anderen Element besetz (zu diesem Thema werde ich demnächst einen separaten Beitrag verfassen).  Andererseits ist es auch wichtig, dass die beiden energetischen Waagschalen in diesem Raum ausbalanciert werden.  Loki ist in der Wahrheit der Gott, der eine enorm wichtige Funktion zu erfüllen hat: Er kümmert sich darum, dass die leere Stelle des Raumes energetisch nachgefüllt wird und das universale Gleichgewicht dabei ungestört bleibt. Und das tut Loki unabhängig davon, in welchem Licht er sich persönlich dabei präsentieren muss.

In den meisten nordischen Myphen zeigt sich Loki-Gott als Gegengewicht für die gemeinsame energetische Stärke der anderen Götter. Stehen die meisten Gottheiten auf der Seite der Ordnung, zieht sich Loki zu der gegenüberliegenden Seite – der Seite des Chaos… Sind die Götter miteinander zerstritten und führen Kriege, bringt Loki sie im Frieden zusammen…  Ja, er trickst, täuscht, manipuliert, verwandelt sich dabei… Aber seine wirklichen Absichten sind nie wahrhaft egozentrisch oder schadenfroh, wie es in den meisten modernen Interpretationen der Geschichten der nordisch-germanischen Myphologie dargestellt wird. Loki erledigt lediglich seine hohen göttlichen Aufgaben. Und das tut er exzellent, mit einer großen Passion und mit viel Liebe… Ja, LIEBE! Ein Wesen, der den anderen dabei hilft, die verschiedenen Erfahrungen (auch die schmerzvollsten) zu machen, damit sie sich weiterentwickeln und lernen können, muss sie sehr-sehr stark und bedingungslos LIEBEN, um dabei auf sein eigenes Wesen so viele dunklen Flecken freiwillig zu nehmen, die es auch nach mehreren Jahrtausenden nicht loswerden kann.

Loki ist ein LEHRER! Er bringt anderen bei, dass man seine Erfahrungen persönlich machen muss, um sich weiter entwickeln zu können. Wenn man selbst etwas nicht erlebt und nicht erfährt, ist man nicht fähig, wahrhaft für etwas oder gegen etwas zu sein. Sonst knüpft man sich in seinen eigenen Lebenseinstellungen auf die Erfahrungen und damit verbundenen Empfindungen der Anderen und macht sich somit von diesen Anderen und ihrer subjektiven Wahrheit abhängig. Durch Lokis Handlungen, auch wenn diese nicht immer moralisch einwandfrei sind,  können die Götter ihr eigenes Erfahrungsspektrum erweitern, das Neue lernen und sich kontinuierlich weiterentwickeln.

Loki ist der Gott der FREIHEIT! Er missachtet oft die Gesetze, aber er kann wohl auch die festen Traditionen respektieren und wird manchmal sogar zu ihrem Träger, wenn seine hohe Aufgabe dies erfordert und die Waagschale der Freiheit in systemischer Ordnung zu gewichtig wird. Wenn aber das System zu festgefahren ist, kämpft Loki für die Lockerung seiner Konstrukte. So weigert er sich das auf Midgard (die menschliche Welt) wirkende Gesetz des Kastensystems zu akzeptieren. Ist ein Thrall (Sklave) dazu verdammt, als Thrall zu leben und zu sterben, und sind auch seine Kinder dazu verpflichtet, in der gleichen Kaste ihre menschlichen Leben zu vergeuden?… Wenn ein Mensch fähig ist, zu einem Karl (Bauer/Handwerker) oder gar Jarl (der Adlige) aufzusteigen, soll er diese Chance bekommen!

Meiste Götter wären angeblich extrem starke, unbegrenzt weise, enorm mutige…, generell fehlerfreie und durchaus positive Wesenheiten. Sie können es sich nicht leisten negativ aufzufallen, und wenn das doch geschieht, werden ihre Fehltritte gerechtfertigt, bagatellisiert oder gar aus der Geschichte herausgeschnitten. Lokis Meinung dazu:

„Das ist doch ein Selbstbetrug! Keiner von euch ist fehlerfrei und perfekt! Ihr tragt lediglich eure Heiliger-Masken, hinter denen feige, aggressive, verschwenderische, missgünstige, sexsüchtige, gierige, schwache Wesenheiten stecken, die sich nur dank ihrer Magie stark und machtvoll fühlen und die sich nur mit Iduns goldenen Äpfeln jung halten können und unsterblich sind… Wenn ich mich heute vor euch in einem lächerlichen Licht zeige, tue ich es nicht dafür, damit ihr mich törisch findet, sondern dafür, damit ihr euch selbst anschauen könnt und es dann vielleicht besser versteht, was ihr in der Wahrheit seid und was euch fehlt, um so jemanden wie mich in eurem göttlichen Reich nicht brauchen zu müssen… Denn ich brauche euch nicht, jedoch ihr braucht MICH!… „

Loki ist der Gott der unverfälschten Wahrheit! In wenigen Sprachen der Welt gibt es ein Wort, das den Begriff der unverfälschten Wahrheit in sich trägt. In slawischen Sprachen heißt es ISTINA (Rus.=истина). Istina ist keine Wahrheit und keine Lüge. Istina ist das, was tatsächlich ist, ohne durch den dual beeinflussbaren menschlichen Verstand selektiert zu werden. Loki ist der Gott der ISTINA! Loki ist der Gott der Wahrheit und der Gott der Lüge zugleich! Das eine widerspricht dem anderen keinesfalls, sondern bestätigt es aus einer anderen, höheren  Bewusstseinsperspektive.

Nachdem die Odins Gattin Frigg ihren Sohn Baldur, den von allen Göttern geliebten Gott der Reinheit, der Schönheit und des Glücks, unverwundbar gemacht hat, gelingt es Loki doch, die Situation so zu manipulieren, dass der junge Baldur getötet werden kann.  Auch die kollektive Aktion aller Götter, Baldur aus dem Reich der Toten zurückzuholen, weigert Loki zu unterstützen. Als Strafe dafür wird er an einen Felsen angekettet, wo eine Schlange unaufhörlich ihr Gift über ihn tropfen lässt, welches Lokis Gattin Sigyn in einer Schale auffängt. Eine harte Strafe für den freiheitsliebenden Trickstergott! Nicht die endgültige Vertreibung aus der Welt der Asen machen diese Härte aus, sondern die Ankettung und das Gift, das auf Lokis Gesicht in den Momenten tropft, wenn Sigyn die volle Schale rauschütteln muss. Der Verlust seiner Freiheit, mit unerträglichen seligen wie körperlichen Schmerzen verknüpft, erzeugen eine enorme destruktive Kraft im Lokis Wesen.

Andererseits ist keiner von Asen-Göttern in Asgard bereit und fähig, die wichtige Aufgabe von Loki zu übernehmen. So wird das energetische Gleichgewicht in Götter- wie in Menschenwelten zerstört, was nach und nach zu dem Weltuntergang führt, das seine Hauptfinale in der Schlacht von Ragnarök erfährt. Ausgerechnet Heimdal, der treue Wächter der Götter und ihrer Traditionen und Loki töten sich in dieser Schlacht gegenseitig.

Nach dem großen Weltuntergang entsteht eine Neue und gereinigte Welt, die von der Urquelle durch den Wiederausgleich von Ordnung und Chaos erschaffen wird.

Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen.
Wer die Gegenwart nicht versteht, kann die Zukunft nicht gestalten.

– Hans-Friedrich Bergmann-

Peace & Love 

Elena 

     

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